ja, es wächst uns schon zum gnack raus. wir haben es schon 'über". drüber lesen, ständig hören,- es ist fast so als gäbe es kein anderes thema. mehr. als hätten wir keine anderen sorgen und
probleme. mehr.
ich hör dich schon sagen: "mah, jetzt fängt die auch noch davon an..." . ja, stimmt. jetzt fang ich auch noch damit an. warum? weil ich manche dinge um das thema corona rum für mich ganz
persönlich sortieren möchte. muss. es ist mir ein bedürfnis.
kenn ich mich medizinisch aus? soziale komponente? hab ich vom funktionieren der wirtschaft eine ahnung? handel, dienstleisung, gastro? kiga, schule, sport? und erst das zusammenspiel dieser
facetten? bei alledem kenn ich mich so marginal aus (und bei dem meisten noch viel weniger), dass meine antwort 'nein' lautet. nein, ich kenn mich nicht aus. aber mein gefühl dazu, dem kann ich
nachspüren.
SHUTDOWN: zumachen. irgendwas schliessen. runterfahren.
LOCKDOWN: die absolutere variante zum shutdown. shut= schließen, lock= verschließen
AUSGANGSSPERRE: niemand darf raus aus den eigenen 4 wänden
EINSCHRÄNKUNG DES SOZIALEN LEBENS: ich darf mich nicht mit meiner familie und all meinen freunden treffen, geschweige denn feste feiern
KULTUR: im shutdown konnten wir unter bestimmten bedingungen theater, kabarett, konzerten live sehen. im lockdown nicht.
SPORT: shutdown: sport erlaubt, nur der mit körperkontakt nicht, zuschauer sind nicht gestattet
lockdown: nur profisport darf ausgeübt werden, jedoch ohne zuschauer.
HANDEL / SUPERMÄRKTE/ EINZELHANDEL(ohne lebensmittel): im shutdown geöffnet, im lockdown nur supermärkte, apos, trafiken, tierbedarf offen, einzelhandel geschlossen.
UNTERRICHT: shutdown: unis und schulen geöffnet, maskenpflicht, zum teil homeschooling
lockdown: alles zu, homeschooling
KINDERBETREUUNG: shutdown: kigas geöffnet, kein körperkontakt, keine kuschelecke,...
lockdown: kiga geschlossen ausser für notbetreuung
HOMEOFFICE: shutdown: wenn geht, soll-darf-bestimmung
lockdown: soll-muss-bestimmung (ausser systemrelevant)
MASKENPFLICHT /MNS: shutdown: nur im supermarkt, öffentlichen gebäude, medizinischen einrichtungen und öffis, oder dort, wo sich der mindestabstand von 1,5 metern zum nächsten menschen nicht
machen lässt
lockdown: auch dort, wo vorher die 1,5 m abstandregel gegolten hat
PANDEMIE: ansteckende krankheit, die sich rasant über den globus ausbreitet
SYSTEMRELEVANT: tätigkeiten, ohne die unser staatssystem zusammenbrechen würde
INTENSIVBETTEN: in spitälern sind gut die hälfte der intensivbetten zur betreuung der pandemie-patienten reserviert. die andere hälfte für andere patienten, die medizinische intensivbehandlung
benötigen. reserviert versteht sich dabei natürlich relativ. gibt es kein intensivbett mehr, gibt es keines mehr egal für welchen patienten. corona, herz-op oder unfall.
TRIAGE: ärzte in spitälern müssen bei überlastung der intensivbetreuung entscheiden, welcher patient behandelt wird und welcher nicht. entscheiden also zwischen leben und tod.
was also machen all diese begriffe mit mir? betroffenheit und gedanken ob der nicht abzusehenden folgen für unsere kinder - kindergarten oder schule- und senioren und natürlich jene, für die
intensive soziale kontakte und betreuung essentiell sind. weil sie sonst "eingehen wie ein primerl". körperlich ebenso wie seelisch.
es ist auch eine frage der gewichtungen. für und wider. mögliche verbreitung des virus. mögliche ansteckung meiner lieben. egal kann mir das nicht sein. weder das risiko, durch unbedachtsamkeit
als überträger zu fungieren und dadurch irgendjemanden zu gefährden, und damit schuld zu sein an jemandens erkrankung. das ist die eine seite.
die andere seite ist die, was das fehlen von persönlichem kontakt, gespräch, berührung, mitgefühl, mit uns menschen macht. mit den kindern im kiga, die mit ihren freunden und kindergartentanten
(ja, ich weiss: pädagoginnen - aber zur tante susi hat wohl auch ein kind mehr bezug als zur: das ist meine kiga-pädagogin susi) nicht kuscheln dürfen. kein gemeinsames kudern unter der decke.
senioren, die im altenheim auf besuch warten.
im seniorenheim, wo die action, die unterhaltung, manchmal ja, wie man hört, nicht zu üppig ist. die zeit träge verrinnt. einige personen bettlägrig sind. die perspektive fehlt. es der letzte
lebensabschnitt ist. und all diese nun keinen besuch empfangen dürfen, ausser sie liegen im sterben... ach, ich weiß nicht. das kanns ja wohl auch nicht sein. doch sagt mir: was ist falsch?
was richtig?
falsch fühlt sich an, diese unsere mitmenschen, nicht trösten zu können. nicht ihre hand halten. nicht über früher mit ihnen plaudern zu können. sie nicht menschlich, umsichtig, warmherzig, zu
behandeln,- das ist falsch.
falsch aber ist auch, das virus eventuell in ein gefüge zu tragen und menschen, die dort wohnen und leben zum einen, und zum anderen dort arbeiten, besucher und alle konstellationen die
daraus entstehen können, damit angesteckt werden können. und das eine wie das andere aus der guten absicht heraus, sie, sich, und alle anderen, nicht anzustecken und der weiteren verbreitung des
virus einhalt zu gebieten.
wir haben ein sehr gutes gesundheitssystem. jedoch wird auch hier seit jahren am personal (und material,- aber das ist eine andere geschichte) gespart, nicht nachbesetzt und
nicht adäquat bezahlt. bei unseren ärzten und schwestern, und so vielen anderen menschen, die im gesundheitsbereich arbeiten, gibt es keine personellen und auch kaum energetische resourcen. wie
denn auch? woher auch? diese leute, die derart wichtig für uns alle sind, könnten keine kraft für die im job zu treffenden entscheidungen mehr haben, keine zeit für die patienten, schon gar nicht
für persönlichen kontakt. sie brennen aus. das ist auch falsch.
dass ärzte entscheiden müssen, ob mein nachbar, meine oma, oder mein enkel, nicht behandelt werden sollen, weil nicht können, das, bitte, die sogenannte triage, ist in diesem zusammenhang ein
worst case szenario, das wir uns nicht im entferntesten vorstellen möchten.
es ist bei weitem nicht so, dass ich ein rezept hätte, wie vielleicht ein politiker, oder die unzähligen menschen, die überall posten, dass alles so oder so ist, und die meinen, dass sie aus
welchem grund auch immer genau wüssten, wie es geht, was zu tun ist, damit die pandemie wie mit einem fingerschnippen wieder verschwindet und wir endlich dort weitermachen können, wo wir
zuvor aufgehört haben. das nämlich finde ich auch falsch. grundfalsch. jetzt ist im chaos eine wundervolle möglichkeit einer neuordnung der gedanken und des tuns im kleinen, wie auch im
gesellschaftsgefüge, in unseren werten, im großen. das ist eine unglaubliche chance für uns menschen.
ich meine, dass maßnahmen, die gesetzt werden, nicht sehr weit in die zukunft hinein geplant sein können, dass es sich um momentaufnahmen handelt, mit denen dann umgegangen wird. so sehr
ich den freien willen des einzelnen schätze und das recht darauf verteidige,- hier ist das kein argument, eine fehlinterpretation des terminus "freier wille", "freie entscheidung".
sobald es nicht nur um mich geht, sondern auch um andere, zählt das argument der eigenen entscheidungsfreiheit nicht.
masken zu tragen, abstand zu halten, sich die hände waschen: echt jetzt: es soll nix schlimmeres sein.
wenn der lohn dafür ist, dass wir wieder lernen wertzuschätzen, was wir haben, und uns daran erinnern, wer wir sind, trotzdem oder gerade deswegen nicht stehen bleiben und uns entwickeln,
die bewegung weg vom konsum, weg vom missbrauch von mensch und resource, dann möchte ich das neue, den daraus möglichen positiven wandel, der hinter dieser herausforderung steht, willkommen
heißen. yes, please do come in!